Die Planung einer Solaranlage ist ein komplexer Prozess, der sorgfältige Überlegungen und fundierte Entscheidungen erfordert. Mit der richtigen Herangehensweise können Sie jedoch sicherstellen, dass Ihre Solaranlage optimal dimensioniert ist und über Jahrzehnte zuverlässig Energie liefert.

Schritt 1: Energiebedarf analysieren

Der erste und wichtigste Schritt bei der Solaranlagen-Planung ist die genaue Analyse Ihres Energiebedarfs. Nur wenn Sie wissen, wie viel Strom Sie tatsächlich verbrauchen, können Sie die Anlage richtig dimensionieren.

Stromverbrauch ermitteln

Sammeln Sie zunächst alle relevanten Daten:

  • Jahresverbrauch der letzten 3 Jahre (von der Stromrechnung)
  • Monatliche Verbrauchswerte (falls verfügbar)
  • Tägliche Verbrauchsmuster
  • Geplante Änderungen (E-Auto, Wärmepumpe, Pool)

Beispielrechnung für ein Einfamilienhaus:

Grundverbrauch (Haushalt) 4.000 kWh/Jahr
Wärmepumpe 3.500 kWh/Jahr
Elektroauto (15.000 km/Jahr) 2.500 kWh/Jahr
Gesamtverbrauch 10.000 kWh/Jahr

Schritt 2: Dach und Standort bewerten

Nicht jedes Dach ist für eine Solaranlage geeignet. Eine gründliche Bewertung der örtlichen Gegebenheiten ist entscheidend für den Erfolg Ihres Projekts.

Dachausrichtung und Neigung

Die optimalen Parameter für Solaranlagen in Deutschland sind:

  • Südausrichtung: 100% Ertrag
  • Südost/Südwest: 95% Ertrag
  • Ost/West: 85% Ertrag
  • Neigungswinkel: 30-35° optimal
Info

Profi-Tipp: Ost-West-Dächer können vorteilhaft sein

Ost-West-Dächer bieten oft eine bessere Eigenverbrauchsquote, da sie den ganzen Tag über gleichmäßig Strom produzieren - morgens von der Ostseite, abends von der Westseite.

Verschattung analysieren

Verschattungen können den Ertrag erheblich reduzieren. Prüfen Sie:

  • Nachbarhäuser und deren Schatten
  • Bäume und Vegetation (auch saisonale Unterschiede)
  • Schornsteine, Antennen, Gauben
  • Zeitpunkt und Dauer der Verschattung

Schritt 3: Anlagengröße berechnen

Die richtige Dimensionierung ist der Schlüssel für eine wirtschaftliche Solaranlage. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle.

Faustregeln für die Dimensionierung

Ohne Batteriespeicher

Ca. 1 kWp pro 1.000 kWh Jahresverbrauch

Bei 4.000 kWh → 4 kWp Anlage

Mit Batteriespeicher

Ca. 1,3 kWp pro 1.000 kWh Jahresverbrauch

Bei 4.000 kWh → 5,2 kWp Anlage

Maximale Ausnutzung

Alle verfügbaren Dachflächen nutzen

Überschuss ins Netz einspeisen

Platzbedarf kalkulieren

Pro kWp benötigen Sie etwa:

  • Aufdach-Montage: 6-8 m² Dachfläche
  • Flachdach aufgeständert: 10-12 m² (wegen Abständen)
  • Indach-Montage: 6-7 m² Dachfläche

Schritt 4: Komponenten auswählen

Die Wahl der richtigen Komponenten entscheidet über Leistung, Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit Ihrer Anlage.

Solarmodule

Typ Wirkungsgrad Kosten Vorteile
Monokristallin 20-22% Mittel Hoher Wirkungsgrad, kompakt
Polykristallin 17-19% Niedrig Günstiger Preis
Bifazial 22-24% Hoch Beidseitige Stromproduktion

Wechselrichter

Der Wechselrichter ist das Herzstück Ihrer Anlage. Verschiedene Konzepte haben unterschiedliche Vor- und Nachteile:

  • String-Wechselrichter: Kostengünstig, für verschattungsfreie Dächer
  • Power-Optimizer: Bessere Leistung bei Verschattung
  • Mikrowechselrichter: Maximale Flexibilität, höhere Kosten

Schritt 5: Batteriespeicher dimensionieren

Ein Batteriespeicher kann Ihren Eigenverbrauchsanteil von 30% auf 60-80% erhöhen. Die richtige Dimensionierung ist entscheidend für die Wirtschaftlichkeit.

Faustregeln für Batteriespeicher:

  • Speicherkapazität = ca. 1 kWh pro 1.000 kWh Jahresverbrauch
  • Minimum: 4 kWh für einen 4-Personen-Haushalt
  • Verhältnis Anlage zu Speicher: ca. 2:1
  • Beispiel: 8 kWp Anlage + 4 kWh Speicher

Schritt 6: Wirtschaftlichkeit berechnen

Eine gründliche Wirtschaftlichkeitsrechnung ist unerlässlich. Berücksichtigen Sie alle Kosten und Erträge über die gesamte Laufzeit.

Kostenfaktoren

  • Anschaffungskosten: Module, Wechselrichter, Montage
  • Laufende Kosten: Wartung, Versicherung, Zählermiete
  • Finanzierungskosten: Zinsen bei Kredit
  • Ertragsminderung: 0,5% pro Jahr

Erträge

  • Eigenverbrauch: Gesparte Stromkosten
  • Einspeisevergütung: Vergütung für Netzeinspeisung
  • Steuervorteile: Investitionsabzugsbetrag, AfA

Beispielrechnung 8 kWp Anlage:

Anschaffungskosten: 14.400 €
Jährlicher Ertrag: 1.200 €
Amortisation: 12 Jahre
Rendite (20 Jahre): 6,2% p.a.

Schritt 7: Genehmigungen und Formalitäten

Vor der Installation müssen verschiedene Genehmigungen eingeholt und Formalitäten erledigt werden.

Erforderliche Schritte:

1

Bauantrag prüfen

In den meisten Fällen nicht erforderlich, außer bei denkmalgeschützten Gebäuden

2

Netzbetreiber informieren

Anmeldung bei EVU spätestens einen Monat vor Inbetriebnahme

3

Marktstammdatenregister

Registrierung der Anlage bei der Bundesnetzagentur

4

Versicherung anpassen

Gebäudeversicherung über neue Solaranlage informieren

Schritt 8: Den richtigen Installateur finden

Die Wahl des richtigen Installateurs ist entscheidend für den Erfolg Ihres Projekts. Achten Sie auf folgende Kriterien:

Checkliste für die Installateur-Auswahl:

  • ✓ Zertifizierungen und Qualifikationen
  • ✓ Referenzen und Kundenbewertungen
  • ✓ Erfahrung mit ähnlichen Projekten
  • ✓ Garantieleistungen und Service
  • ✓ Festpreisangebot mit detaillierter Aufschlüsselung
  • ✓ Versicherungsschutz
  • ✓ Regionale Nähe für Service

Häufige Planungsfehler vermeiden

Aus unserer langjährigen Erfahrung kennen wir die häufigsten Fehler bei der Solaranlagen-Planung:

Diese Fehler sollten Sie vermeiden:

  • Unterdimensionierung: Die Anlage ist zu klein für den tatsächlichen Bedarf
  • Verschattung ignorieren: Schatten reduzieren den Ertrag erheblich
  • Falsche Modulwahl: Nicht alle Module sind für jeden Einsatz geeignet
  • Statik nicht prüfen: Das Dach muss die zusätzliche Last tragen können
  • Eigenverbrauch unterschätzen: Falsche Annahmen über Verbrauchsmuster
  • Zukunft nicht berücksichtigen: E-Auto, Wärmepumpe, Familienplanung

Fazit: Sorgfältige Planung zahlt sich aus

Eine gut geplante Solaranlage ist eine Investition für Jahrzehnte. Nehmen Sie sich die Zeit für eine gründliche Planung und lassen Sie sich von Experten beraten. Die Mehrkosten für eine professionelle Planung amortisieren sich durch optimale Leistung und Langlebigkeit Ihrer Anlage.

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